Jürgen Schwarz

Begonnen hat alles, als ich ein kleiner Bub war und meinem Großvater geholfen habe,
die Hauskaninchen zu versorgen.So kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit Kaninchen und allem, was dazu gehört, wie Füttern, Misten, aber auch Streicheln. 1982 wurden ich und mein Freund Jürgen Poisel (mittlerweile Sachsengold-Züchter) auf die Jungtierschau des wiederbelebten Vereins Z 83 Ilshofen aufmerksam. So wurde diese auch gleich besucht und dort wurden wir als neue Mitglieder für die im Januar startende Jugendgruppe gewonnen. Natürlich waren am Anfang noch viele Fragen zu klären, was beispielsweise für die Zucht benötigt wird und was alles beachtet werden muss. Natürlich mussten auch die Eltern einverstanden sein und deshalb begann ich mit Weißgrannen schwarz, da die Tiere bezüglich der Größe „küchentauglich“ sein mussten. So wurde ich bei der Mai-Versammlung 1983 Mitglied im Z 83 Ilshofen. Schon zwei Jahre später kamen als zweite Rasse die Weißen Neuseeländer dazu. Nach und nach tauchte ich immer tiefer in die Welt der Rassekaninchenzucht ein. Durch Besuche von Club-, Landes- und Bundesschauen steigerte sich die Begeisterung. Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke gab es meistens in Form von Fachzeitschriften oder neuen Zuchttieren. Mit 16 Jahren trat ich dem Neuseeländerclub Württemberg-Hohenzollern, trotz gewisser Widerstände im Heimatverein, bei. Kaum 18 Jahre, fahrtauglich und motorisiert, besorgte ich mir meine ersten Traumkaninchen – Farbenzwerge weißgrannenfarbig schwarz. Im Verein wurde dann ein Antrag für eine 5-mm-Zwergkaninchen-Tätowierzange gestellt, was mit Murren und „muss das sein, Du sollst richtige Kaninchen züchten“ trotzdem besorgt wurde. So ging es 1988 mit meinen Zwergen los und es hat mich bis heute nicht mehr los gelassen.

Bis heute sind noch weitere Farbenschläge dazu gekommen. So seit 2000 – anfangs noch als Neuzüchtung - die Farbenzwerge schwarzgrannenfarbig seit 2005 die Farbenzwerge weißgrannenfarbig blau zusammen mit Rainer Utz durch Übernahme der Tiere des viel zu früh verstorbenen Freundes Jürgen Eckert. Und seit 2013 Zwergwidder rhönfarbig. Für meine Tochter Emely kamen 2008 die schwarzen und für Tochter Enrica 2011 die blauen Farbenzwerge dazu.

Durch den „Niedlichkeitsfaktor“ war ich schon immer von den Farbenzwergen fasziniert. Ebenso durch den Gesamteindruck von Kopf, Ohr, Form und Typ, den verschiedenen Farben und deren Vererbung. Besonders bei den weißgrannenfarbig schwarz faszinierte mich der Kontrast von schwarz und weiß im Wildfaktor. Deshalb waren es bei mir zu Jugendzeiten als erste Rasse schon die Weißgrannen schwarz.

Meine Stallanlage

Die Stallanlage ist, wenn man sie das erste Mal sieht, faszinierend. Insgesamt sind es 115 Buchten mit den Größen von 60 x 70 bis zu 60 x 90 cm. Hinzu kommen noch mehrere Laufställe von 3 m² bis zu 25 m² Grundfläche. Darin werden die Zuchthäsinnen während ihrer Zuchtruhe zusammen gehalten. Der Vorteil ist, dass sie so kaum verfetten. In den kleineren Laufställen ist meist ein Rammler mit bis zu 10 Häsinnen zusammen, die auch im Laufstall die Jungtiere werfen und großziehen. Die Außenstallungen sind mit einer Tränkanlage ausgestattet, die von März bis November im Betrieb ist. Diese Ställe haben keine Kotwanne. Die Stallanlage zeigt Richtung Westen und die morgendlichen Sonnenstrahlen wärmen die Anlage. Am Nachmittag ist es durch das große Scheunengebäude im Hintergrund schön schattig. Der Innenstall dient der Aufzucht der Jungtiere. In der kalten Jahreszeit kann der Raum über die Zentralheizung des Hauses frostfrei gehalten werden. Ich setzte dann auch Wurfkisten ein, die gerne von den Häsinnen angenommen werden. Besonders wichtig sind für mich die Stallkarten an den einzelnen Boxen. Bei den Rammlern sind hier vier und bei den Häsinnen drei Generationen vermerkt. Nur so kann ich gewährleisten, dass ich die für mich wichtigen Rückverpaarungen von Großvater/Mutter und Urgroßvater/Mutter auch richtig durchführen kann.

In der Zwergenzucht ist es wichtig, großen Wert auf die Fruchtbarkeit und die Aufzuchtleistung innerhalb der Linien zu legen. Bei mir werden hervorragende Zuchttiere im hohen Alter noch erfolgreich eingesetzt, was für eine vitale Linie spricht. Außerdem selektiere ich auf ruhige Tiere mit einem guten Stand, die sich schön präsentieren. Dieser Faktor ist vererblich und kann meiner Meinung nach nur zu 10% antrainiert werden.
Die Zuchttiere werden schon vor Beginn der Schauen ausgesucht und viele davon werden erst gar nicht ausgestellt. Die Jungtiere werden sehr früh abgesetzt, wie es die Natur vormacht. Dadurch verringerte sich das Jungtiersterben auf fast null. Pro Jahr werden bei meiner Hauptrasse sechs Zuchtrammler und zwölf Zuchthäsinnen eingesetzt und ca. 30 Jungtiere gezogen. Bei den anderen Farbenschlägen sind es drei bis vier Zuchtrammler und sechs bis acht Zuchthäsinnen mit jeweils 15 Jungtieren.
Die Zuchttiere wähle ich nicht alleine aus, hierbei ist mir auch die Meinung von Vereinskollegen wichtig. So werden gegenseitig die Stallungen besucht und die Tiere besprochen. Hier greift das Mehraugenprinzip. Der Zusammenhalt im Verein ist mir sehr wichtig und der Verein Z 83 Ilshofen ist ein Paradebeispiel für eine intakte Vereinsfamilie. Der Verein ist geprägt durch das gleichwertige und familiäre Miteinander und durch die Achtung und Wertschätzung der Arbeit und das Können des Anderen. Diese Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft versuchte ich auf allen Ebenen der Organisation umzusetzen und so auch Züchterfreundschaften aufzubauen, die durch innige Freundschaften und züchterische Zusammenarbeit geprägt sind. Zwar wird auf den Schauen mit viel Ernst diskutiert und mit gesundem Ehrgeiz um die Trophäen gerungen, aber trotz allem werden untereinander Tiere verkauft oder getauscht – auch sehr gute Zuchttiere. Dieses ist meiner Meinung nach auch der Grund, weshalb der Zuchtstand auf einem hohen Niveau und die Anzahl der erfolgreichen Züchter sehr groß ist.
Trotz des hohen Zuchtstandes gibt es immer noch Verbesserungsmöglichkeiten in den Rassen. Ich fände es von Vorteil, wenn die Positionen 5 und 6 im Standard bei den weißgrannenfarbigen Farbenzwergen geändert würden. Die Position 5 beinhaltet aktuell die kompletten Abzeichen und die Deckfarbe und Position 6 hingegen nur die Unterfarbe. Eine Verfeinerung der Positionen wäre wünschenswert. Wenn in Position 5 nur die Abzeichen und in Position 6 die Deck- und Unterfarbe bewertet würde, wäre die Aufteilung sinnvoller (eine Änderung der Positionen 5 und 6 würde aber 90 Prozent der Farbenschläge bei den Zwergrassen betreffen).

Schauen

Präsent bin ich immer auf den Vereinsschauen meines Heimatvereins sowie der dazu gehörigen Kreisschau des KV Schwäbisch Hall, auf den Clubschauen des Hermelin- und Farbenzwergeclubs Württemberg-Hohenzollen und den Clubvergleichsschauen sowie auf den Landesschauen Württemberg-Hohenzollern, den Landesclubschauen, Bundeskaninchenschauen, Bundesrammlerschauen und auf Europaschauen. Und dieses überragend erfolgreich, bewiesen durch mehrfach errungene Titel, wie Clubmeister, Württembergischer Meister, Deutscher Meister und sogar Europameister. Auch durch diese Tatsache wurde der Verein Z 83 Ilshofen zu einem bekannten Verein, der mittlerweile 350 Farbenzwerge in den verschiedensten Farbenschlägen tätowiert und auf allen großen Schauen mit dieser Rasse stark und erfolgreich vertreten ist. Seit 1998 bin ich der erste Vorsitzende des Z83. Zudem bin ich der zweite Kreiszuchtwart Kaninchen, zweiter Vorsitzender des Hermelin- und Farbenzwergeclubs Württemberg-Hohenzollern sowie Rassesprecher für seltene Farbenschläge in der AG der Zwergkaninchenzüchter.

Meine Tiere

Meine Tiere sind bedingt durch meinen Beruf an unregelmäßige Fütterungszeiten gewöhnt. So wird mal morgens um 6 Uhr gefüttert und am Tag darauf erst um 22 Uhr oder später. Deshalb ist es für mich wichtig, dass die Tiere immer Zugriff auf Wasser und hervorragendes Heu haben. Das Heu wird erst sehr spät im Juli selbst gemacht. Ebenso lege ich Wert auf ein staubfreies, langes, nicht geschnittenes Gerstenstroh, das die Kaninchen auch sehr gerne als Rohfaser zu sich nehmen. Als Nassfutter bekommen sie im Sommer Gras und im Winter Futterrüben und Möhren. Bei den Pellets setzte ich auf getreidefreie oder getreidearme Sorten und wenn Getreide, dann Dinkel. Dieses Futter wurde zusammen mit dem Futtermittel-Lieferanten kreiert. Die Zwerge bekommen nur maximal fünfmal die Woche Pellets.

Jugendarbeit ist mir wichtig

Die Jugendarbeit sehe ich als wichtig und absolut vorrangig an. Dieser Aufgabe muss sich meiner Meinung nach der gesamte Verein – auch mit großem Zeiteinsatz - widmen. Dazu müssen das Image der Kleintierzucht, der Auftritt des eigenen Verein und seiner Mitglieder sowie der Stellenwert in der Gemeinde ins positive Licht gerückt werden. Dies kann durch Veranstaltungen mit und ohne Tiere, informativer Pressearbeit über das Vereinsgeschehen oder das Verhalten und die Aussagen der Mitglieder in die richtige Richtung gelenkt werden. Ich meine die Aussage: „meine überschüssigen Tiere schlachte ich“ auch schöner formuliert werden kann. Eine andere Außenwirkung hat dann z.B. die Aussage wie: „…werden der Küche zugeführt.“

Erst wenn diese Voraussetzungen stimmen, ist es möglich, Jugendliche, die Interesse an Kaninchen haben, für die Kleintierzucht und für „DEN Verein“ zu begeistern.
Der Verein Ilshofen hat Glück und kann momentan fast 30 Jugendliche in der Jugendgruppe betreuen. Neue Jugendliche, die in den Verein kommen, erhalten vom Verein die ersten Zuchttiere. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass es eine „einfache“ Rasse ist, die noch kein anderes Kind züchtet. Ebenso wird ihm ein erfahrener Züchter als Pate zur Seite gestellt, der immer für seine Fragen und die seiner Eltern ein offenes Ohr hat und mit Rat und Tat hilft, Tiere für die Schauen mit aussucht und gegebenenfalls auch mitnimmt. Hier werden nicht nur kleinere Schauen besucht, sondern auch größere, wo der Bär tobt. Aus meiner Sicht muss man es auch akzeptieren, dass es eine Zeit gibt, wo die Kaninchen in den Hintergrund geraten und die Freunde, die Ausbildung und das Ausleben wichtiger sind. „Gelingt es jedoch später nach der Sturm- und Findungszeit, den früheren Jungzüchter wieder für den Verein und die Arbeit mit Kaninchen zu begeistern, ist mir um die Zukunft der Kleintierzucht nicht bange, Wie hat Napoleon schon verlauten lassen: “ wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“

Clubarbeit schon in frühen Jahren.

Schon mit 15 Jahren war ich Mitglied im Neuseeländer-Club und lernte das Schöne an der Clubarbeit kennen. Seit 21 Jahren gehöre ich dem Hermelin- und Farbenzwerge-Club an. Bei den überregionalen Clubschauen war ich, wenn es machbar war, immer mit dabei, um den Zuchtstand meiner Tiere und deren Stellenwert festzustellen. Gleichzeitig freue ich sich immer auf das Treffen von Freunden und Züchterkollegen. Das gemeinsame und spezifische Arbeiten an den Feinheiten der Rassen führt hier zu stetigen Verbesserungen in den Zucht.
Auch die Arbeit in der AG, mit ihren Funktionären und Rassesprechern, die positiv wie negativ auf den Zuchtstand hinweisen, halte ich für eine absolut wichtige Institution. Hierbei darf auch das gemeinsame, ausgiebige Feiern nicht zu kurz kommen. Das Gesellige mit „Pfleiderers Vesperbox“, bayrischem Holzfassbier, norddeutschem Matjeshering, badischem Wein und vieles mehr verbindet und lässt mich, wie man heute sagt, „upchillen“ – den Alltag für einen Moment vergessen.